Montag, 9. Juli 2012

Die Rückkehr des Königs

Wimbledon 2012, Finale:

von flickr
Einen Monat vor seinem 31. Geburtstag konnte sich Roger Federer seinen großen Traum erfüllen und nach 3 Jahren seinen 7. Titel in Wimbledon holen. 9 Jahre nach seinen ersten Grand Slam Titel an selber Stätte holte sich der Schweizer nun Nummer 17 und baut so seinen Rekord aus. Mit seinem ersten Majortitel seit mehr als 2 Jahren eroberte nun sogar die Nummer 1 der Welt zurück und wird so nun auch den Rekord der meisten Wochen als Weltranglistenerster knacken, eine Marke, die bisher noch Pete Sampras hielt - mit ihm ist er auch, was die Anzahl der Titel beim berühmtesten Tennisturnier der Welt anbelangt, gleichgezogen.

Es war jedoch Andy Murray, der in diesem Finale den besseren Start erwichte. Im Gegensatz zu seinen bisherigen 3 Grand Slam Finals, in denen der Schotte jeweils schnell in Rückstan geriet und später keine Wendung mehr herbeiführen konnte, gab er zunächst den Ton an. Federer konnte zwar zu Beginn ein Break aufholen, aber insgesamt funktinierte sein Spiel nicht gut. Zu viele Fehler mischten sich bei ihm ein, während Murray das Match mit kontrollierter Aggression, seine Vorhand kam härter als in anderen Matches, und guter Länge in seinen Schlägen kontrollierte. Bei 4-4 gelang ihm dann das entscheidente Break in Satz 1 und er behielt die Nerven um den Satz auszuservieren. Murray konnten seinen ersten Satz in einem Majorfinale verdientermaßen gewinnen.

Und der Brite meinte er weiter ernst und ließ auch im 2. Durchgang nicht nach. Zu Beginn hatter Federer zwar Möglichkeiten zu breaken, diese wehrte Murray jedoch ab und errang danach eine große Souveränität bei eigenen Augschlag. Viele erste kamen und Federer hatte selbst Probleme effektiv zu returnieren, viele Slicereturns landeten mittig und stellten keine große Bedrohung für Murray da. Er war zu diesem Zeitpunkt weiter der bessere Spieler und hatte selbst einige Breakbälle, doch Federer blieb standhaft und wehrte diese ab oder profitierte davon, dass Murray sie mit Fehlern vergab. Bei 5-6 führte Murray mit 30-0 und es sah nach einem Tiebreak aus. Doch nach einer zu langen Vorhand stand es auf einmal 30-30. Zwei Punkte später, die Federer mit wunderbaren Volleystops beendete, und es stand 1-1 nach Sätzen. Alles war wieder offen und Federer hatte mentalen Vorteil auf seiner Seite.

Diesen nutzen konnte er im Anschluss nicht wirklich. Bei 1-1 musste das Spiel wegen einsetzenden Regen unterbrochen werden und es dauerte etwas über eine halbe Stunde bis das Dach geschlossen wurde. Dass dies für Federer, dem wohl weltbesten Spieler in der Hallen kein Nachteil war, liegt auf der Hand, allerdings hatte er wie schon erwähnt schon vorher begonnen das Match an sich zu reißen. Federer wurde immer mehr dominanter, minimierte seine Fehlerquote, kam oft an Netz und gewann dort auch oft den Punkt, servierte besser und hielt sich besser in längeren Rallies, in denen er zu Beginn noch eher schnell den Punkt verlor gegen einen jüngeren und topfitten Kontrahenten. Im 6. Spiel des dritten Satzes kam es dann zu einem scheinbar ewigen Aufschlagspiel, in dem Murray 5 Breakbälle abwehrte, aber nicht den 6., was die Entscheidung in diesem Durchgang war.

Wenig sprach nun noch für den Lokalmatadoren, und Murray machte auch nicht mehr den Eindruck, dass er gegen einen nun sehr souveränen Federer noch viel ausrichten könnte. Bei 3-2 gelang diesem das Break, Murray hielt zwar danach weiter seinen Aufschlag, aber bei 5-4 konnte Federer ausservieren. Auch wenn er den ersten Punkt dieses Spiels verlor, ließ er sich nicht mehr beirren, am Ende landete ein Vorhandschlag des Briten außerhalb des Platzes - das Match war entschieden und Federer sank jubelnd zu Boden. Nach langen Zeit des Wartens gewann er wieder eines der 4 wichtigsten Turniere im Tennissport.

Andy Murray zeigte seine bisher beste Leistung in einem Grand Slam Finale, doch am Ende reichte es ein weiteres Mal nicht gegen Federer. "I'm getting closer", waren die einzigen Worte, die er herausbekam, bevor ihm die Tränen überkamen. Ein sehr emotinales Match für Murray, der der erste britische Sieger hier seit 1936 hätte werden können, endete damit in einer ebenso emotionalen Rede. Dass er mittlerweile einen Titel bei einem Major verdient behabt hätte, steht bei seiner Konstanz in den letzten Jahren, wohl außer Frage. Doch ebenso ist die Konkurrenz mit den großen 3 an der Spitze brutal, weswegen er weiter auf einem großen Thriumph warten muss.

Federer beendete dagegen eine Art Reise, die nach dem verlorenen US Open Halbfinale 2011 gegen Djokovic begann. Danach zeigte er eine bemerkenswerte Konstanz, spielte viele Turnier, und gewann die meisten davon. Bei den ersten beiden Grand Slams in diesem Jahr war allerdings weiter im Halbfinale Schluss. Viele meinten, dass er über das 5 Satzformat nicht mehr in der Lage sei seinen jüngeren, physisch stärkeren Konkurrenten Paroli zu bieten. Doch in dieser Woche drehte sich das Blatt und er schlug Djokovic im Halbfinale, ein paar Wochen nach der recht klaren Niederlage in Paris. Bei den French Open stand der Serbe noch knapp vor dem 4. Grand Slam in Folge, nun ist Federer wieder neue Nummer 1 (wenn auch nur mit knappen Vorsprung) - die Zeiten ändern sich schnell im Tennis und wieder einmal zeigt sich, dass man Roger Federer nie so schnell abschreiben sollte.

Keine Kommentare: